frei erfunden

Frei Erfunden?
Stilübergreifender Workshop zu musikalischer Improvisation
veranstaltet von Jazz In Monheim e.V und der Monheimer Musikschule

1: Konzeptioneller Hintergrund:
    In allen musikalischen Genres ist Improvisation ein Teil der künstlerischen Praxis. Dabei geht es immer um ein - mehr oder weniger - freies und intuitives Ausformulieren von musikalischen Gedanken in dem jeweiligen stilistischen Rahmen. Auch wenn in  verschiedenen musikalischen „Environments“ unterschiedliche und zum Teil im Verlauf der stilistischen Entwicklung wechselnde Vorgaben die Improvisation strukturieren, bleibt das „freie Erfinden“, das eigenverantwortliche und spontane Musizieren in allen Fällen der wesentliche Faktor.

    Im Rahmen des Workshops „Frei Erfunden?“ wollen wir junge Menschen anregen, sich mit dieser spontanen und schöpferischen Gestaltung von Musik aktiv auseinanderzusetzen und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit geben, die musikalischen „Regeln“, die in unterschiedlichen Stilen vorherrschen, kennen zu lernen um mit ihnen zu spielen. Es geht dabei nicht zuerst um das Erlernen instrumentaler Techniken oder musiktheoretischer Bezugssysteme als Vorbedingungen einer selbstständigen Improvisation. Der Workshop möchte Schüler*innen vielmehr ermutigen zu experimentieren, die eigenen musikalischen Möglichkeiten bewusst wahrzunehmen und in einem vorgegebenen stilistischen Kontext mit diesen zu improvisieren.  

    So wird die „Kompetenz der musikalischen Entscheidung“ zum wesentlichen Lernziel, welches die unterschiedlichen Ensembles, die im Rahmen des Workshops zusammen arbeiten, verbindet. Die stilistische Eingrenzung der einzelnen Ensembles dient den         Teilnehmer*innen dabei als Orientierung und verdeutlicht die Abhängigkeit der improvisatorischen Entscheidung von der musikalischen Umgebung. Innerhalb dieser stilistischen Rahmungen steht dann die unmittelbare musikalische Erfahrung der         Improvisation im Mittelpunkt. Diese Erfahrung unabhängig von den unterschiedlichen  instrumentalen Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer*innen zu ermöglichen ist das primäre Ziel von „Frei Erfunden?“

2: Pädagogischer Ansatz
     Herzstück des Workshops ist das aktive Musizieren in verschiedenen Ensembles, in denen sich jede*r Teilnehmer*in unabhängig von ihren instrumentalen Vorkenntnissen und Fähigkeiten einbringen kann. Durch die Zuordnung der einzelnen Ensembles zu         bestimmten Stilen entstehen verschiedene ästhetische Umgebungen („Environments“), in denen jeweils mit spezifischem musikalischen Material improvisiert wird.

    Die Ensembles entwickeln während der beiden Tage eine eigene Identität, wobei die (voraussichtliche) Heterogenität der Gruppen gleichermassen als Herausforderung und wesentliche Qualität in der Ensemblearbeit verstanden wird. Die Teilnehmer*innen lernen  die in unterschiedlichen musikalischen Situationen vorherrschenden Rahmenbedingungen kennen und wenden die daraus resultierenden Regeln in der Praxis so an, dass sie ihren eigenen Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechen.   

    Das bedeutet, dass die Ensembleleiter*innen sich bemühen, einerseits die unterschiedlichen instrumentalen Kenntnisse der Teilnehmer*innen zu berücksichtigen (indem sie jede*n ihrem Niveau entsprechend einbinden) und ihnen andererseits die         Möglichkeit geben, selbst zu bestimmen, wie weit sie sich in das offene Feld musikalischer Improvisation hineinwagen: das kann von einem einfachen Wechseln zwischen vorgefertigten Mustern in einem strukturierten Rahmen über das Entwickeln eigener         melodischer und rhythmischer Motive oder harmonischer Variationen innerhalb eines solchen Rahmens bis zu ganz offener klanglicher Gestaltung („freier“ Improvisation) reichen.

    Die einzelnen Gruppen entwickeln im Laufe des Workshops ihren eigenen, individuellen Ensemblesound, in dem jede*r Teilnehmer*in seinen eigenen Resonanzraum findet. Es geht in „Frei Erfunden?“ nicht um Virtuosität, weder im instrumentaltechnischen noch im künstlerisch/ ästhetischen Sinne. Vielmehr ist es unser Anliegen, die Teilnehmer*innen zu     befähigen, ihre eigenen musikalischen Möglichkeiten adäquat einzuschätzen und sich mit diesen in ihrem Ensemble als schöpferische und selbstwirksame Musiker*innen zu erleben.

3: Umsetzung:
    „Frei Erfunden?“ bietet fünf Workshopensembles an, die parallel stattfinden und in vier Probeblöcken Musik erarbeiten, die zum Abschluss des Workshops aufgeführt werden soll. Die Ensembles arbeiten weitgehend autonom, sie beziehen sich jeweils auf einen  bestimmten Musikstil und orientieren sich an dem Fähigkeiten der einzelnen Teilnhmer*innen: es ist unser Anliegen, unterschiedliche Niveaus miteinander zu verbinden und eine mögliche Heterogenität in der Gruppe nicht als Hinderniss sondern als besondere Chance wahrzunehmen. Dieser „inklusive“ pädagogische Ansatz sowie die Konzentration auf das spontane und improvisatorische Gestalten verbindet die fünf Gruppen miteinander.

    Die Schüler*innen wählen ihr Ensemble im Rahmen der Anmeldung (gegebenenfalls beraten durch ihre Musikschullehrer*innen), die Notwendigkeiten einer bestimmten Instrumentierung einzelner Ensembles wird in der Vorbereitung mit den Dozent*innen     abgestimmt und bei den Anmeldungen berücksichtigt. Die wesentliche musikalisch/ pädagogische Arbeit findet dann in den vier Probeblöcken statt, der Workshop wird durch ein Konzert der Dozent*innen eingeleitet und klingt mit einem Abschlusskonzert der   Teilnehmer*innen aus.

4: Zielgruppe:
    Wir möchten zuallererst Musikschüler*innen aus Monheim, dann auch interessierte Kinder und Jugendliche der anderen Musikschulen im Kreis Mettmann ansprechen und sie mit dem oben beschriebenen Workshops dazu motivieren, sich neben ihrem      Instrumentalunterricht auch mit den Möglichkeiten kreativen und eigenverantwortlichen Musizierens auseinanderzusetzen. So können sie ihre im Unterricht erworbenen Kenntnisse im musikalischen Zusammenspiel mit anderen unmittelbar einsetzen und ihren musikalischen Horizont erweitern.
   
5: Dozent*innen:
    Als Workshopleiter*innen der einzelnen Gruppen suchen wir nach erfahrenen Musiker*innen, die in den unterschiedlichen Stilen verwurzelt sind, gleichzeitig aber genügend Offenheit mitbringen, um auch jenseits genretypischer Klischees zusammen spielen zu können. Darüber hinaus stehen die Dozent*innen als Musikpädagog*innen vor der Herausforderung, die besondere, auf das kreative Musizieren bezogene Konzeption von „Frei erfunden?“ mitzutragen, sie inhaltlich in ihren Ensembles umzusetzen und weiter     zu entwickeln.

    Bei der Auswahl der Dozent*innen wollen wir mit den Musikschulen zusammenarbeiten, die wir als Partner für „Frei Erfunden?“ gewinnen möchten. Sowohl die Institutionen als auch die Musikerpersönlichkeiten, die als Dozent*innen in dem Workshop arbeiten werden, sind auf der Basis dieser Konzeption in die inhaltlichen Planung und Ausgestaltung der Veranstaltung einbezogen.

©Achim Tang, Januar 2020
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